Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine, der die Energiepreise in ganz Europa in die Höhe schießen ließ, erhält die deutsche Kernkraft einen Aufschwung. Berlin hat jedoch keine Pläne, die Laufzeit seiner derzeitigen Atomkraftwerke zu verlängern. Es bewertet jetzt die Netzsicherheit neu und hält sich die Option offen, zwei seiner Kernkraftwerke im Falle einer Energieknappheit wieder in Betrieb zu nehmen.
Deutschlands Kernkraftindustrie wird wiederbelebt, nachdem die russische Invasion in der Ukraine die Energiepreise in ganz Europa in die Höhe schnellen ließ
Nachdem die russische Invasion in der Ukraine die Energiepreise in ganz Europa in die Höhe schnellen ließ, wurde die Debatte über Deutschlands Kernkraftindustrie wiederbelebt. Die Entscheidung Deutschlands, den Ausstieg aus drei Kernkraftwerken zu verschieben, hat zwar Kontroversen ausgelöst, stellt aber dennoch einen Kompromiss zwischen konkurrierenden Koalitionsmeinungen dar.
Die Energiekrise in Europa ist zu einer weltweiten Krise geworden. Anfang Februar marschierte Russland in die Ukraine ein und unterbrach damit die Öl- und Gaslieferungen in viele westliche Länder. Infolgedessen begannen die Europäer, den Markt für fossile Brennstoffe zu horten, was die Preise in anderen Teilen der Welt in die Höhe trieb.
Deutschland hat der Ukraine zwar erhebliche militärische Hilfe geleistet, wurde aber kritisiert, weil es der ukrainischen Regierung keine moderneren Waffen zur Verfügung gestellt hat. In der Zwischenzeit sagte US-Armeegeneral Mark Milley, der sich in Polen aufhält, dass der Krieg für Russland nicht gut verlaufe, die US-Streitkräfte in Europa aber dennoch in Alarmbereitschaft bleiben müssten.
Als die Energiepreise in Europa in die Höhe schnellten, verschlechterten sich die deutsch-russischen Beziehungen rapide. Nach Putins Rede in München wurden die deutsch-russischen Beziehungen weiter belastet. Deutschlands strategische Beziehung zu Russland hatte sich aufgelöst, aber es spielte eine Schlüsselrolle bei der Koordinierung der europäischen Sanktionen. Schließlich war es Russland, das etwa ein Drittel des deutschen Öls lieferte. Dieses Arrangement war eine Zeit lang gut für das Geschäft, hat aber in anderer Hinsicht nicht gefruchtet. Die wirtschaftliche Integration erwies sich als rein nachgelagert, während die politischen Reformen nicht griffen.
Der deutsche Außenminister hat zugegeben, dass das Land die Russen für billiges Gas bezahlt, aber es bezahlt auch mit seiner Sicherheit und Unabhängigkeit. In Anbetracht der aktuellen Situation muss Europa eine umsichtige Strategie zur Bewältigung des Problems formulieren. Es muss erkennen, dass Energiesicherheit und Geopolitik untrennbar miteinander verbunden sind.
Die russische Invasion in der Ukraine hat historische politische Reaktionen ausgelöst, die sich auf die Energiepreise in der ganzen Welt auswirken. Der russische Rubel ist auf einem historischen Tiefstand, die Börse in Moskau ist seit dem 25. Februar geschlossen, und die Öl- und Gaspreise steigen in ganz Europa rapide an. Infolgedessen wird der Euro wahrscheinlich gegenüber anderen Reservewährungen an Wert verlieren.
Berlin schließt Laufzeitverlängerung der bestehenden Kernkraftwerke aus
Die deutsche Regierung hat eine Laufzeitverlängerung der bestehenden Kernkraftwerke u. a. wegen der aktuellen Gasknappheit ausgeschlossen. Die jüngste Invasion in der Ukraine hat Russland dazu veranlasst, damit zu drohen, die Gaslieferungen nach Deutschland zu unterbrechen. Der derzeitige Ausstieg des Landes aus der Kernenergie beruht auf der Verringerung seiner Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Die verbleibenden Kernkraftwerke liefern weniger als die Hälfte des Stroms in Deutschland. Die deutsche Regierung hat es eilig, eine Stromkrise in diesem Winter zu verhindern. Da nur drei der Kernkraftwerke in Betrieb sind, wird der Mangel wahrscheinlich im Wärmesektor auftreten. Die Regierung steht unter dem Druck, die Bürger warm zu halten, die Industrie am Laufen zu halten und Solidarität mit den Nachbarländern zu zeigen.
Die Regierung hat die Auswirkungen der alternden Atomkraftwerke auf das deutsche Stromsystem untersucht. Die jüngste Studie, der so genannte Stresstest, wurde Mitte Juli und Anfang September 2022 durchgeführt. Im Rahmen der Studie analysierten vier Übertragungsnetzbetreiber die Aussichten für die Energieversorgung im kommenden Winter unter einer Reihe strengerer Annahmen. In der Studie wurde auch untersucht, ob es möglich ist, die Laufzeit bestehender Kernkraftwerke zu verlängern. In der Studie wurde festgestellt, dass Kernkraftwerke weniger Treibhausgasemissionen erzeugen als andere Energiequellen. Außerdem liefern Kernkraftwerke unabhängig vom Wetter zuverlässig Energie.
Die deutsche Kernkraftwerksflotte steht vor mehreren Rückschlägen. Im Kraftwerk Emsland müssen die Brennstäbe neu konfiguriert werden, und das Kraftwerk Neckarwestheim 2 wird im Oktober wegen eines Lecks vom Netz gehen. Das Land hat einen großen Energiebedarf, aber seine Kernkraftwerke sind bereits von der Abschaltung bedroht.
Die Ankündigung der deutschen Regierung kommt auch inmitten einer weltweiten Dürre. Zusätzlich zu einer starken Verknappung des Erdgases haben Länder bis hin zu Norwegen bereits mit hohen Preisen zu kämpfen. Die Bundesregierung hat erklärt, dass die drei verbleibenden Kernkraftwerke nur mit bestimmten Zugeständnissen betrieben werden sollen, um mehr Sicherheit zu gewährleisten.
Berlin bewertet Netzsicherheit in zweitem Stresstest
Beim zweiten Stresstest im deutschen Stromnetz wurde untersucht, wie das Netz mit verschiedenen Szenarien zurechtkommt, darunter eine schwere Dürre, ein Hochwasser oder niedrige Flusspegel. Dabei wurden auch die Wechselwirkungen zwischen den Nachbarländern berücksichtigt, da die Hälfte der französischen Kernkraftwerke derzeit vom Netz ist und die russische Aggression in der Ukraine zu Spannungen auf den Energiemärkten führen könnte.
Nach dem ersten Stresstest im Jahr 2016 hat die Berliner Regierung die Netzsicherheit neu bewertet, um die Energieversorgung des Landes zu gewährleisten. Der Test besteht aus einem sechswöchigen Zeitraum, in dem die Übertragungsunternehmen in Deutschland das Netz überwachen müssen. Die Ergebnisse zeigen, dass stündliche Krisen im Stromsystem im Winter 22/23 unwahrscheinlich sind, aber nicht ausgeschlossen werden können.
Auch der zweite Stresstest ergab, dass ein Bündel von Vorsichtsmaßnahmen erforderlich ist, um das Netz vor Überlastung zu schützen. Einzelne Maßnahmen können die Netzsicherheit zwar nicht garantieren, aber die Leistungsfähigkeit des Netzes verbessern. Insbesondere eine höhere Kapazitätsauslastung und ein besserer Einsatz der verschiedenen Kraftwerke können dazu beitragen, die Netzsicherheit zu gewährleisten. Darüber hinaus kann der Einsatz von vertraglich geregelter Nachfragesteuerung dazu beitragen, das Netz in Stresssituationen zu schützen.
Der Stresstest zeigt auch drei Szenarien für Netzengpässe auf, darunter ein verzögerter Netzausbau und ein Mangel an Erzeugungskapazität im Süden. In allen drei Szenarien kommt es zu Netzengpässen durch fehlende Erzeugungskapazitäten in Deutschland, mit Ausnahme der Kernkraftwerke, die außerhalb des Landes liegen. Denn die Versorgungslage in ganz Europa bleibt angespannt. So gibt es beispielsweise in Frankreich Probleme mit französischen Kernkraftwerken, die die Stromversorgung des Landes beeinträchtigen könnten.
Die deutschen Politiker streiten über die Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke. Obwohl die Kernkraftwerke einen großen Teil des deutschen Stroms liefern, sollen sie bis Ende des Jahres abgeschaltet werden. Die Regierung hat die Entscheidung jedoch verschoben, bis die Ergebnisse des zweiten Stresstests bekannt sind. In der Zwischenzeit hat die Regierung einen umfassenderen Stresstest angekündigt, mit dem festgestellt werden soll, ob das Land die Kernkraftwerke noch braucht.
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